Futtern wie bei Muttern – über die herrlichen Königsberger Klopse
Königsberger Klopse – das meist gegessene Gericht der Deutschen. Über 90 % kennen dieses köstliche Mahl, kaum zu glauben. Diese typisch deftige Spezialität aus Ostpreußen ist somit eines der bekanntesten deutschen Gerichte.
Sind wir also ein Volk von begeisterten Fleischfressern? Es sieht so aus, mehrheitlich jedenfalls – ja!
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Schon immer was Besonderes?
Ja, das ist so – und darüber hinaus sind die Königsberger Klopse ganz einfach zuzubereiten . Es ist also im Prinzip ein sehr simples und schnell zu kochendes Rezept.
Wenn man davon überzeugt ist was man macht, kann das einen langen Nachhall hervorrufen
Bereits damals als Muttern in der Küche für die restlichen fünf der Familie wirbelte, verbreitete sich alsbald der typische Duft im ganzen Haus. Alle meine Geschwister und natürlich auch ich freuten uns wie Bolle. Ich vermute, mein Vater auch. Sie vereinfachte allerdings die Rezeptur und kochte ohne großen Schnickschnack. Also interpretierte sie offenbar das Ursprungsgericht. Wenn man sich im Netz umschaut, dann sind im Verhältnis zu unserem Rezept, aus meiner Sicht, die raffiniertesten Interpretationen zu finden. Man kann als Zugabe zur Fleischmasse die Verwendung von kleingehackten würzigen Sardellen und fein geriebener Zitronenschale lesen. Die Klopse sollen in Salzwasser angereichert mit Lorbeerblättern gekocht werden. So lautete offenbar das ursprüngliche Rezept. Es wird bei der Herstellung der Mehlschwitze von einer Zugabe trockenen Weißweins und einem Hauch Muskats gesprochen. All das hat Muttern weggelassen, aber ein paar andere Raffinessen hinzu getan. Man liest außerdem, dass als Beilage Reis eine Alternative sei. Das gab‘s bei ihr nicht. Sie besann sich immer auf ihre Basics und die kamen ausschließlich mit Salzkartoffeln auf den Tisch – und gut war‘s. Das Ergebnis – exakt so, wie sie diese köstliche Speise auf den Tisch brachte, bezirzen die Königsberger Klopse in Kapernsoße noch heute meine Geschmacksnerven und heben meine Stimmung enorm – und das bereits im Vorfeld. Ihr seht, unser Geschmack wird schon sehr früh geprägt. Muttern hatte sicher etwas damit im Sinn! Somit wage ich die pauschale Behauptung: Wer von leckerstem Essen satt geworden ist, ist in der Regel am umgänglichsten.
Übrigens, durch die Kapern in der Soße ist auch hier bei den Königsberger Klopsen wieder eine saure Komponente im Spiel. Denn die müssen in Salzlake und Essig eingelegt sein. In meinem Beitrag zum Szegediner Gulasch habe ich mich bereits ausgiebig damit befasst. Meine Güte, was würde ich machen, wenn es nicht all die sauren Einflüsse in vielen Speisen gäbe. Ich liebe das! Und irgendwie ist es schon wieder so, dass mir bereits beim Schreiben das Wasser im Munde zusammen läuft.
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Im Grunde sind Alle gleich
Noch was zur Fleischmasse: Hier sei angemerkt, so meine Mum, dass die Basis überall gleich seien. Ob für die gebratene Frikadelle – wie der Hesse sagt, der Bayer nennt sie Fleischpflanzerl, der Baden-Württemberger Fleischküchle und der Berliner Bulette, ob für den gebackenen Hackbraten oder für den gekochten Klops, die Grund-Ingredienzen unterscheiden sich nicht. Selbst die Füllung der außergewöhnlich leckeren Kohlroulade, auch Krautwickel genannt, besteht aus der gleichen Masse. Auch hier mag man anderer Meinung sein, aber ich spreche ausschließlich über „Futtern wie bei Muttern“ und damit meine ich meine Mutter. Die kulinarischen Erfolge ihrer eigenen Rezepte waren niemals zu übersehen und die Fans ihrer Küche nicht zu überhören! Meine Geschwister beispielsweise reiben sich heute noch die Hände, wann immer ich mal wieder eines unserer leckeren Lieblingsgerichte nach „Mutterns Art“ auf einen gemeinsamen Tisch bringe.
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Wie schon damals sind die Königsberger Klopse nix für Kapernhasser
Wie bei so vielen Speisen sind Name und Herkunft der Königsberger Klopse unklar. Es ist daher keineswegs geklärt, ob sie wirklich aus Ostpreußen stammen und auch nicht wann sie erfunden, also erstmals kreiert wurden. Fest steht aber, dass sie ursprünglich aus Kalbfleisch hergestellt und der Soße die seinerzeit sehr teuren, säuerlichen Kapern beigefügt wurden. Somit war diese Speise eine der etwas besser Betuchten gewesen. Zu dieser Zeit hatte man überdies andere Methoden das Fleisch zu einer Art Hackfleisch zu verarbeiten, da das Gerät zum Herstellen von Hack erst kurz vor der Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert erfunden wurde. Über die ursprüngliche Würzung der Königsberger Klopse und das Zusammenspiel all seiner Ingredienzien war man sich offenbar auch einig.
Woher ich das alles weiß? Schaut mal: Eine Geschichte über den Königsberger Klops von Stevan Paul
Wie ich hier und da festgestellt habe, sind Kapern wie oben gesagt, nicht jedermanns/jederfraus Sache. Aber wie die Statistiken zeigen, sind das ein verschwinden kleiner Teil unserer Bevölkerung. 🙂
Die Kosten für die Zutaten halten sich übrigens in Grenzen, vor allem da die Kapern heutzutage bezahlbar sind und Mum das Kalbsfleisch durch Rinderhack ersetzt hat.
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So nun habe ich genug rumgesülzt – hier der Einkaufszettel
Das gibt‘ s überall da, wo es Essen gibt.
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Mir bleibt nun noch euch ein gutes Gelingen zu wünschen, kocht aus dem Herzen heraus, dann kann eigentlich nix schief gehen. Vielleicht schaffen wir ja noch einen Bekanntheitsgrad der Königsberger Klopse von 100% – wer weiß?
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Jetzt möchte ich euch das Videorezept aber nicht weiter vorenthalten
Ich hoffe nun, dass ich euch genügend angeregt habe, einmal diese köstlichen Königsberger Klopse nach zu kochen. Ich empfehle euch auf jedem Fall meine Mutters Art. Ihr werdet es sicher nicht bereuen. Ich würde mich sehr darüber freuen, unten in den Kommentaren etwas darüber lesen zu dürfen.
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Euer WERNER
P.S. Wollt ihr weitere Videorezepte von mir kennen lernen? Dann besucht meine Rubrik „WERNER kocht“ auf YouTube.
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